Noël

Ich bin nach wie vor lebendig. Ja, leider.

Das klingt wieder furchtbar ironisch und affektiert, ich weiß, aber ändern kann ich daran nichts.
Gut, möglicherweise liegt es daran, dass es nicht zu hundert Prozent wahr ist - sterben möchte ich nicht, ich möchte leben. Aber ich möchte nicht lebendig sein und mich dabei tot fühlen. Finde den Unterschied.

Weihnachten war so abscheulichgrauenvollfurchtbar, dass ich mich schon seit einigen Tagen nicht mehr auf die Waage traue. Im Anbetracht dessen, dass dieses ständige Wiegen und Maß nehmen mir schier ein Zwang ist, scheint die Situation wohl durchaus sonderbar. Ich habe ernsthaft keinerlei Zweifel daran, dass ich momentan so an die 70kg wiege. Aber es ist wirklich interessant.

Wie es sich verändert hat, meine ich. Mittlerweile ist es ja nicht einmal mehr der Appetit, der mich dazu bewegt, etwas zu essen. Es ist ein einziges, starkes Verlangen. Ich möchte Disziplin. Ich möchte sie so unbedingt. Und ich weiß, dass man für das was man will kämpfen muss. (wollen und müssen sind zwei Wörter, die ich zu vermeiden versuche. Genauso wie nie)

Und ich werde es schaffen. Denn zurzeit ist das mein einziger Lebensinhalt. Wofür lohnt es sich zu leben, als für das Ziel, welches du dir gesetzt hast? Ein jeder Mensch hat ein Ziel, ob dieses ihm nun bewusst ist oder nicht. Wobei am Ende einer jeden Handlung immer noch das eigene Glück steht. Und so ist bei mir die Disziplin das Mittel, um mein Ziel - die Gewichtsabnahme - zu erreichen und infolge dessen glücklich zu werden. Ich wäre so gern glücklich.

Aber diesmal werde ich Erfolg haben. Natürlich werde ich. Ganz sicher. Ich würde mein Konto darauf verwetten. Ich schaffe es. Ich schaffe es. Ich schaffe es. Ganz sicher.

Ich kann es nicht ausstehen, Geschenke zu erhalten.

Ehrlich, ich mag es nicht. Ich mag den Gedanken daran nicht, dass sich jemand den Kopf darüber zerbricht, was ich mir wohl eventuell vielleicht wünschen könnte. Ich möchte nicht so viel der kostbaren Zeit anderer Menschen einnehmen.

Aber ich muss zugeben - ich freue mich ganz unglaublich besonders über das Synonymwörterbuch, das ich mir insgeheim schon unendlich lang herbeigesehnt habe.

Natürlich freue ich mich auch über alles weitere und so versuche ich stetig den Gedanken daran zu verdrängen, dass ich ungewollt die Zeit anderer Menschen stehle.

Aber bald schon bin ich keine Diebin mehr.

O ja, ich werde abwerfen was ich kann. Bis mich nichts mehr in den Abgrund zieht.

- THE FAT CAT